édition bon(n)orgue 86
Louis Vierne komponierte seine Orchestersymphonie im Sommer 1907 in Juziers. Wie kaum ein zweites Werk zeugt sie von den Schicksalsschlägen des Komponisten: Von Geburt an fast blind musste Vierne nicht nur die Trennung von seiner Frau, sondern auch die Folgen eines schweren Verkehrsunfalles verarbeiten. Der erste Satz zählt mit seinen 600 Takten zu den längsten Sonatenhauptsatzformen, die Vierne jemals schrieb. Das Lamento ist eine der berührendsten musikalischen Äußerungen des Komponisten. Das Scherzo – ein wenig an den Zauberlehrling von Paul Dukas erinnernd – präsentiert sich am Schluss als poesievolles Fugato mit Anklängen an das Hauptthema des Finales. Das Finale wirkt in seinem Optimismus wie ein neuerliches Hinwenden zum Leben – "trotz allem". (Thomas Schmögner)